Das Business Model Canvas erfreut sich vor allem in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Die einfache, aber dennoch effektive Methode um ein Geschäftsmodell anschaulich und übersichtlich darzustellen, haben wir hier mal genauer unter die Lupe genommen.
Was ist das Business Model Canvas?
Das Business Model Canvas (oder kurz: BMC) ist eine noch relativ junge Methode für die Visualisierung, Modellierung und Erklärung eines Geschäftsmodells. Das Business Canvas Modell wurde als Alternative und Ergänzung zum Businessplan im Jahr 2004 von Alexander Osterwalder im Rahmen einer Dissertation an der Universität von Lausanne (Schweiz) veröffentlicht. Es basiert auf einer Matrix mit einem klar gegliederten Aufbau und ist einfach anzuwenden. Wegen der Einfachheit wird die Methode mittlerweile weltweit von Start-ups und anderen Unternehmen jeder Größenordnung verwendet.
Für wen eignet sich das Business Model Canvas?
Das Business Model Canvas eignet zur Visualisierung und Modellierung beliebiger Geschäftsmodelle, zum Beispiel für ein Start-up. Der einfache Aufbau macht die Matrix insbesondere für junge Unternehmer und Unternehmerinnen interessant, die keine oder nur geringe betriebswirtschaftliche und kaufmännische Kenntnisse besitzen. Der Vorteil des Business Modell Canvas liegt in erster Linie in der Einfachheit und das durch die Visualisierung das Geschäftsmodell oder das Vorhaben sowohl für die Gründerinnen und Gründer wie auch für nicht unmittelbar beteiligte Personenkreise leichter nachvollziehbar wird.
Grundsätzlich eignet sich diese Methode für jedes Unternehmen. Die Verwendung des „BMC“ beschränkt sich aber nicht auf gewinnorientierte Unternehmen. Non-Profit-Organisationen, öffentliche Einrichtungen oder Hochschulen können diese Methode ebenfalls für die Modellierung und Erklärung ihrer Produkte und Projekte nutzen. Auch auf der persönlichen Ebene kann das Business Model Canvas Konzept für die Entwicklung individueller privater Ziele verwendet werden.
Wie wird das Business Model Canvas richtig angewendet?
Durch den einfachen Aufbau ist eine umfangreiche Erklärung der Methode für die richtige Nutzung nicht erforderlich. Für die Anwendung dieser Methode reicht ein großes Blatt Papier, auf dem die 9 Felder mit den Schlüsselfaktoren aufgezeichnet und mit Inhalt gefüllt werden.
Die folgende Vorlage enthält den grundsätzlich Aufbau der Matrix, wichtige Fragen und kann fast beliebig skaliert, ausgedruckt und zum Beispiel an einem Whiteboard befestigt werden. Beispielsweise können Ideen mit einer ergänzenden Erklärung mittels Haftnotizen hinzugefügt und bei fortschreitendem Planungsverlauf verschoben und gegebenenfalls auch wieder verworfen werden.
Business Model Canvas: Vorlage und Beispiel
Für eine bessere Übersichtlichkeit wird empfohlen, mit verschiedenen Farben zu arbeiten und zum Beispiel zusammenhängende Informationen in den gleichen Farben darzustellen. Je nach Umfang und Komplexität kann es sinnvoll sein, eine zweite oder dritte Matrix mit Alternativen zu erstellen. Der Aufbau ist immer der gleiche.
Das Business Model Canvas lebt von der Teamarbeit. Diese Methode wird nicht im stillen Kämmerlein angewendet, sondern bringt die Ideen und Kreativität verschiedener Beteiligter zusammen. Allerdings kann diese Teamarbeit und wenn die Modellierung zum Beispiel auf klassischem Wege mit Haftnotizen und Textmarkern erfolgt, die Entwicklung sehr stark in die Länge ziehen. Insgesamt überwiegen jedoch die Vorteile der Methode. Das Business Modell Canvas führt am Ende in aller Regel zu einer kreativen Ideensammlung und umsetzbaren Ergebnissen. Nicht zuletzt ist hierfür der einfache Aufbau der Matrix mit nur 9 Elementen verantwortlich.
Business Model Canvas: Die 9 Elemente
Das Business Model Canvas verwendet 9 Elemente für die Erklärung und Modellierung eines Geschäftsmodells. Diese Elemente sind:
- Schlüssel-Partner (Key Partnerships)
- Schlüssel-Aktivitäten (Key Activities)
- Schlüssel-Ressourcen (Key Resources)
- Nutzenversprechen (Value Proposition)
- Kundenbeziehungen (Customer Relationships)
- Vertriebs- und Kommunikationskanäle (Channels)
- Kundensegmente (Customer Segments)
- Kostenstruktur (Costs)
- Einnahmequellen (Revenue)
1. Schlüssel-Partner / Key Partnerships
Schlüssel-Partner sind zum Beispiel die Partner, die dem eigenen Unternehmen Vorteile bringen und dazu beitragen können, die Effektivität zu steigern, die notwendigen Ressourcen zu erschließen sowie den Zeitaufwand, Kosten und Risiken zu minimieren.
2. Schlüssel-Aktivitäten / Key Activities
Als Schlüssel-Aktivitäten werden die wichtigsten Aktivitäten bezeichnet. Zum Beispiel alle Aktivitäten für die Herstellung eines Produktes oder die Erbringung einer Dienstleistung und alle anderen, die für die Umsetzung einer Geschäftsidee unabdingbar sind. An dieser Stelle des Business Model Canvas werden die Aufgaben festgehalten, von denen der Erfolg des Unternehmens zum Beispiel maßgeblich abhängig ist. Ebenso werden die Aktivitäten festgehalten, die nicht zum gewünschten Erfolg führen.
3. Schlüssel-Ressourcen / Key Resources
Für jedes Produkt und jede Dienstleistung werden bestimmte Ressourcen benötigt, um das Produkt zu produzieren, die Dienstleistung bereitzustellen und Märkte zu erschließen. Sowohl immaterielle wie auch materielle Ressourcen können dabei als Key-Resourcen angesehen werden. Hierzu gehören zum Beispiel das Humankapital, finanzielle Mittel, Immobilien, Lizenzen und technologische Ressourcen. In vielen Bereichen sind die Erfahrungen und das Know-how der Mitarbeiter die wichtigste die Ressource.
4. Nutzen-Versprechen / Value Proposition
In diesem Feld des Business Model Canvas wird festgehalten, welchen Mehrwert oder Nutzen ein Produkt oder eine Dienstleistung für die Kunden hat. Wie wertvoll oder nützlich ein Produkt oder eine Dienstleistung für Kunden sind, entscheidet darüber, ob sich potenzielle Kunden für oder gegen dieses Angebot entscheiden. Mögliche Nutzen-Versprechungen sind zum Beispiel eine bessere Funktionalität, ein günstiger Preis oder eine höhere Benutzerfreundlichkeit. Aber auch ein ansprechendes Design kann ein Nutzen-Versprechen sein.
5. Kundenbeziehungen / Customer Relationships
Wie sollen die Beziehungen zu den Kunden gestaltet werden? Dieser Punkt des Business Model Canvas spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg und die Entwicklung eines Geschäftsmodells. Sollen Kunden individuell oder automatisiert oder auf beide Wegen betreut werden? Wie die Kundenbeziehungen gestaltet werden, hängt in erster Linie von den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen ab. Ohne Kundenbeziehungen und Kundenkontakte geht es häufig nicht.
6. Vertriebs-und Kommunikationskanäle / Channels
Ein weiterer wichtiger Punkt im Business Model Canvas ist die Beschreibung und Erklärung der Kommunikationskanäle und Vertriebswege, über die potenzielle Kunden angesprochen werden sollen. Bevor Kunden etwas kaufen können, müssen Sie wissen, was angeboten wird, und wenn das Produkt erklärungsbedürftig ist, muss die Erklärung mitgeliefert werden. Welche Kanäle eignen sich für das Unternehmen, wie werden Produkte geliefert, welcher Service soll angeboten werden?
7. Kundensegmente / Customer Segments
Im Bereich Kundensegmente des Business Model Canvas wird beschrieben, welche Kunden angesprochen werden sollen. Wer ist die Zielgruppe des Unternehmens? Ist eine Segmentierung erforderlich, um unterschiedliche Kundengruppen gezielt anzusprechen und bestmöglich zu bedienen? Sind gegebenenfalls unterschiedliche Kommunikationskanäle und Vertriebswege erforderlich. Diese und weitere Fragen sollten inklusive einer Erklärung beantwortet werden.
8. Kostenstruktur / Costs
In einem Unternehmen verursacht fast alles Kosten. Jede Aktivität, zum Beispiel die Kundengewinnung, die Produktion, die Entwicklung von Dienstleistungen und vieles mehr gibt es nicht kostenlos. In diesem Feld des Business Model Canvas werden diese Kosten inklusive einer Erklärung des wieso und weshalb festgehalten, sodass ein Überblick über die Gesamtkosten für das Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum gewonnen werden kann. Aber auch mögliche Kosteneinsparungen sollten festgehalten werden.
Es sollten auch Fragen wie: „Sind wirklich alle Aufwendungen erforderlich?“ oder „Was sind die wichtigsten Aufgaben und Ausgaben?“ gestellt und beantwortet werden.
9. Einnahmequellen / Revenue
Zentrales Thema in diesem Bereich des Business Model Canvas ist es, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie viel Kunden bereit sein werden, für das angebotene Produkt bzw. die Dienstleistung zu bezahlen. Wie viel ist den Kunden der Nutzen wert? Wie sollte die Preisstrategie aussehen, um möglichst hohe Einnahmen zu erziehen. Welche Preismodelle, beispielsweise Abonnements oder Einmalzahlungen, werden angeboten. Welche Zahlungsmöglichkeiten sollen oder müssen angeboten werden?
Wann eignet sich das Business Model Canvas?
Das Business Model Canvas kann in praktisch jeder Phase eines Unternehmens angewendet werden. Zum Beispiel bei der Einführung neuer Produkte oder den geplanten Eintritt in neue Märkte. Ein weiteres Beispiel für die Verwendungsmöglichkeit des Business Model Canvas ist die Übernahme eines anderen Unternehmens. Primär wird diese Matrix jedoch verwendet, wenn es um die Entwicklung des Geschäftsmodells eines Start-Ups geht.
Wofür eignet sich das BMC nicht?
Das Business Model Canvas eignet sich nicht als Ersatz für einen Businessplan. Das BMC dient in erster Linie der Modellierung und Visualisierung eines Geschäftsmodells, um zum Beispiel Alternativen auszuloten. Es gibt zwar Gemeinsamkeiten mit einem Businessplan zum Beispiel die Erklärung des Kundennutzens eines Produktes, es gibt aber auch Unterschiede. Das Business Model Canvas kann dennoch als Ergänzung zum Businessplan genutzt werden.
Was ist der Unterschied zwischen Business Model Canvas und Businessplan?
Der klassische Businessplan folgt einem anderen Aufbau und enthält zum Teil andere Daten als das Business Model Canvas. Der Aufbau eines Businessplans ist eher starr und wird im Laufe der Zeit, wenn konkrete Zahlen vorliegen, angepasst. Im Prinzip erfordert jeder Punkt im Businessplan eine ausführliche Erklärung, damit Außenstehende den Inhalt nachvollziehen können.
Das Business Model Canvas bietet dagegen einen sehr einfachen Aufbau und Überblick über die wichtigsten Elemente eines Geschäftsmodells und deren Zusammenhänge. Obwohl sich die Inhalte thematisch oft überschneiden, eignet sich das Business Model Canvas wegen seines einfachen und flexiblen Aufbaus vor allem für die Modellierung innovativer und auch komplexer Geschäftsmodelle.