Die Corona-Pandemie hat auf Studierende vielerlei Auswirkungen. Eine davon ist die eingeschränkte Reisefreiheit, welche die Rahmenbedingungen für diverse internationale Förderprogramme, wie beispielsweise das Erasmus-Programm, erschwert. Dennoch scheint das Interesse an Erasmus+ trotz Corona-Beschränkungen ungebrochen, wie aktuelle Zahlen des deutschen akademischen Austauschdienstes belegen.
Das Erasmus-Programm zur Förderung von Auslandsaufenthalten zu Studienzwecken (seit der 2014 erfolgten Zusammenlegung mit anderen Bildungsprogrammen auch als Erasmus+ bekannt) wird häufig zu den Vorzeigeprojekten der europäischen Integration gezählt: Seit seiner Gründung per EU-Ratsbeschluss im Jahr 1987 wurde auf diesem Wege insgesamt mehr als vier Millionen Studierenden aus 27 Mitgliedstaaten und weiteren Partnerländern das Sammeln von universitären Auslandserfahrungen ermöglicht beziehungsweise erleichtert.
Trotz mancher Rückschläge wie dem brexitbedingten Ausscheiden Großbritanniens aus dem Programm kommt Erasmus+ auf EU-Ebene weiterhin erhebliche Bedeutung zu, was sich nicht zuletzt in der unlängst politisch vereinbarten Aufstockung der Budgetmittel für die Periode 2021-2027 auf 28 Milliarden Euro widerspiegelt.
Erasmus+ Bildungsprogramm: Corona als Unsicherheitsfaktor
Trotz des ungebrochenen Renommees des Programmes stellt die seit Anfang 2020 andauernde Corona-Pandemie auch für Erasmus+ einen Unsicherheitsfaktor ein, weil die damit einhergehenden Beschränkungen naturgemäß auch die grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden sowie den Universitätsbetrieb vor Ort beeinträchtigen mussten.
Zwar kam der akademische Austausch innerhalb Europas auch während der Hochphase der Pandemie nie völlig zum Erliegen, doch ließen sich gewisse Störungen im System nicht vermeiden: Einige Gastuniversitäten sagten ihren schon in den Startlöchern stehenden Erasmus-Neuankömmlingen teilweise recht abrupt wieder ab, in anderen Fällen entschieden sich diese von selbst dafür, das geplante Auslandssemester doch nicht anzutreten. In manchen Ländern wurden zeitweise auch Einreiseverbote für Austauschstudenten erlassen.
Im Wintersemester 2020 traten schlussendlich 12.500 deutsche Studierende dennoch einen Studienaufenthalt im Ausland an, was gegenüber dem Vorjahr eine Halbierung darstellt.
2021: Anhaltendes Interesse an Förderprogramm Erasmus+
Von der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im Deutschen Akademischen Austauschdienst (NA DAAD) wurden diese Daten allerdings schon in ihrem Jahresbericht für 2020 als unter den gegebenen Corona-Umständen positiv zu wertender Beleg für die Nachhaltigkeit des Interesses an Erasmus+ gewertet. Vor Kurzem erhobene Zahlen für die ersten vier Monate des Jahres 2021 scheinen diesen Eindruck laut jüngsten Aussagen von DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee und NA DAAD-Direktor Stephan Geifes weiter zu verstärken.
Demzufolge halte sich Erasmus+ auch im internationalen Sommersemester (Beginn: Januar 2021) gut: Bis zum für den Berechnungszeitraum maßgeblichen Stichtag Ende April konnten demnach fast 9000 deutsche Studierende einen Auslandsaufenthalt aufnehmen, was bereits 75 Prozent des Vergleichswertes aus dem internationalen Sommersemester 2019 (ca. 12000) entspricht. Für das Wintersemester 2021 rechnet Geifes mit einer anhaltenden Nachfrage auf mindestens demselben Niveau, wenn nicht sogar mit einer zusätzlichen Erholung.
Von einem Erasmus-Aufenthalt in Corona-Risikogebieten wird vonseiten der NA DAAD aber weiterhin aus gesundheitlichen Gründen unmissverständlich abgeraten.
Erasmus+: Flexibilität durch Digitalangebote
Dass Erasmus+ die Corona-Krise diesen Zahlen und Einschätzungen zufolge verhältnismäßig gut überstanden hat, dürfte nicht nur mit der ungebrochenen Anziehungskraft zu tun haben, die das kosmopolitische Flair eines Auslandssemesters auf erlebnishungrige Studierende ausübt. Auch auf der Angebotsseite wurden nämlich erhebliche Anpassungen und Flexibilisierungen vorgenommen, durch die das Erasmus-Programm besser für die Herausforderungen der Pandemie gerüstet werden sollte.
Auch der DAAD verweist in einer aktuellen Pressemitteilung auf derartige Innovationen: Dazu zählt beispielsweise die Schaffung der Möglichkeit, auf Wunsch hin ein „virtuelles Auslandssemester“ absolvieren zu können, bei dem der Wohnort nicht verlassen werden muss und die Zuschaltung zur Gastuniversität vollständig auf digitalem Weg erfolgt. Eine Mischvariante stellt demgegenüber die sogenannte „blended mobility“ dar: Bei dieser Option erfolgt der Einstieg in das Erasmus-Studium zwar ebenfalls virtuell, bei einer Entspannung der Corona-Situation kann aber in weiterer Folge auf einen echten Auslandsaufenthalt umgesattelt werden.